Die Gründungszeit
Alles begann damit, dass sich Witten (Klüners) Bernhard im Frühjahr 1919 eine gebrauchte Trompete gekauft hatte. So erzählte es Martin Düsterhaus 1995 anlässlich der 75jährigen Vereinsfeier. Mit seinem Schulfreund Bernhard Alpmann ging er regelmäßig zum stolzen Trompetenbesitzer Bernhard Klüner, um auch auf der Trompete zu spielen. Die Begeisterung zu musizieren hatte die Drei gepackt. Anton Temme kaufte sich eine Basstuba aus Lüchtringen und schnell kamen noch Franz Temme und Johannes Sander hinzu. So übten sich bereits im Sommer 1919 sechs musikbegeisterte junge Männer in der Blasmusik. Zum Ende des Jahres hatte sich diese Gruppe auf zwölf Musiker verdoppelt.
Unterstützung fanden diese Musikanten bei Josef Alpmann (Bruder von Bernhard und Martin), der seinerzeit Lehrer in Liemeke (bei Bielefeld) war und bereits dort einen Musikverein gegründet hatte. So beschloss man am 20. Mai 1920 auch in Scharmede einen Musikverein zu gründen. Die Gründer waren: Bernhard Alpmann, Martin Alpmann, Martin Düsterhaus, Heinrich Eikel, Theodor Eikel, Hyronimus Heiermeyer (Elsen), Bernhard Klüner, Johannes Klüner, Johannes Sander, Josef Schlenger (Elsen), Anton Temme und Franz Temme.
In der 1. Generalversammlung am 11. Januar 1921 wählte man einen Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzte: Vorsitzender Franz Temme, Schriftführer Bernhard Alpmann und Kassierer Johannes Klüner. Am 14. März 1921 wurde der Verein als Musikverein Jugendlust Scharmede beim Amtsgericht Salzkotten in das Vereinsregister eingetragen.
Folgende Vorsitzenden wurden seitdem mit der Vereinsführung betraut:
1921 – 1922 |
Franz Temme |
1922 – 1925 |
Josef Hupe |
1925 – 1935 |
Matthias Weinstock |
1935 – 1948 |
Josef Volmari |
1948 – 1953 |
Josef Krooß |
1953 – 1959 |
Ferdinand Appelbaum |
1959 – 1979 |
Wilhelm Wiehmeier |
1979 – 1991 |
Josef Güniker |
1991 – 2007 |
Heinz-Josef Hupe |
2007 – 2015 |
Franz-Josef Henkemeier |
2015 – 2023 2023 - a.w. |
Matthias Henkemeier Britta Wiehmeier |
Die ersten Auftritte
Bereits am 1. Januar 1921 hatte der sich noch in der Gründungsphase befindende Musikverein seinen ersten öffentlichen Auftritt bei einer Aufführung des Theaterclubs Scharmede. Weitere musikalische Auftritte bei Theateraufführungen sowie den Sportvereinen Scharmede, Upsprunge und Elsen folgten. Für die St. Petrus- und Paulus-Schützenbruderschaft Scharmede spielte man erstmalig zum Vogelschießen am 15. Mai 1921 und begleitete die Peter- und Paulprozession am 29. Juni 1921. Fortan waren die Musikanten für den Musikverein in den näheren und auch weiteren Nachbarorten Scharmedes unterwegs. Hier darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Verein seit 1929 ununterbrochen – mit Ausnahme der Kriegsjahre – zum Schützenfest der St. Johannes Schützenbruderschaft Salzkotten als 1. Kapelle die Festmusik stellt.
Was nun in den Anfangsjahren des Musikvereins in Scharmede musikalisch noch fehlte, war ein Tambourcorps. So mussten z. B. bei der Begleitung der Fronleichnams- und Peter u. Paulprozession ein Trommler und Flötist aus Thüle das Präsentieren während der Segenssendung bei den Stationen übernehmen. In seiner Mitgliederversammlung am 26. Mai 1923 beschloss der Musikverein, dass innerhalb des Vereins ein Tambourcorps gebildet wird. Es sollten zunächst aus freiwilligen Spenden zwei Trommeln angeschafft werden. Somit war auch die Abteilung Tambourcorps innerhalb des Musikvereins geboren. Als Abteilung bestand das Tambourcorps bis ins Jahr 2001. Durch Eintragung in das Vereinsregister wird seit dieser Zeit das Tambourcorps als selbständiger Verein weitergeführt.
Tanzmusik
Nicht nur die Konzert- und Marschmusik, sondern auch die Tanzmusik ist seit der Vereinsgründung Bestandteil eines breit gefächerten Angebots der Musikanten. Alles, was man dazu benötigte, war gutes Handwerkszeug. Noten für Marsch- und Konzertmusik war damals relativ einfach bei den einschlägigen Musikverlagen zu kaufen. Die Beschaffung von Noten für die Tanzmusik war da schon schwieriger. Man wollte und musste ja auch die aktuellen „Schlager“ spielen. Das Notenmaterial kam damals nicht so schnell auf den Markt oder war für die Vereinskasse kaum erschwinglich.
Der seit 1928 als Kapellmeister fungierende Paul Lisau hatte dafür eine Lösung parat. Er besaß ein Klavier und auch ein Grammophon. So besorgte er sich diverse Schallplatten aktueller Hits, spielte sie zu Hause ab und brachte das soeben Gehörte in Noten zu Papier. Nachdem die Klavierpartitur stand, schrieb er die einzelnen Stimmen für die gesamte Tanzmusikbesetzung. So war die Tanzmusik auch in den schwierigen Zeiten immer up to date.
Die Tanzmusikbesetzung erweckte Aufmerksamkeit in der näheren und weiteren Umgebung Scharmedes – beispielsweise im Jahr 1989 bei der Sauerländer „Warsteiner Brauerei“. Die Brauerei suchte für ihre Verlegerreisen ins Ausland eine heimische Band. Aus der 12-köpfigen Tanzmusikbesetzung des Musikvereins Jugendlust Scharmede wurde „The Swinging Brass Company“ und schon ging es für zwei Wochenenden nach Taormina auf Sizilien. Das dort absolut profihafte Auftreten veranlasste den Veranstalter, die Bigband auch 1993 für weitere zwei Wochenenden in die spanische Hauptstadt Madrid einzufliegen.
Im Jahre 2003 beschloss man vereinsseitig, die Tanzmusik aufzugeben und sich nur noch auf die Blasmusik zu konzentrieren. Aber schon im Jahre 2005 fand die Swinging Brass Company in der Tanzkapelle „Chicago“ einen Nachfolger, die sich auch zum größten Teil aus Bläsern des Musikvereins zusammensetzt.
Proberaum
Schon seit dem ersten Zusammentreffen der Musiker brauchte der Verein geeignete Räumlichkeiten, um sich durch intensive Proben ordentlich auf seine Auftritte vorzubereiten. Probte man anfänglich noch reihum bei den einzelnen Musikern zu Hause, so fand man schnell einen festen Raum in „Küns Backs“ (Eikels Backhaus). Später wurde im sogenannten kleinen Saal der Schützenhalle geprobt. Ab 1955 richtete der Vereinswirt Wiehmeier ein Musikzimmer in der ersten Etage seiner Gaststätte ein, wo der Musikverein fortan seine Proben abhielt. Mit Fertigstellung des neu errichteten Saals an die Gaststätte im Jahre 1973 konnten die Musikproben dort stattfinden.
Ein Meilenstein war die Errichtung eines eigenen Proberaumes, den der Musikverein über der Kegelbahn seines Vereinswirtes Wiehmeier am 01. Mai 1995 einweihen konnte. Jetzt hatte man neben einem geeigneten und schallgedämmten Proberaum auch noch einen Geräteraum zur Verfügung, der unabhängig von den Öffnungszeiten und Veranstaltungen in der Gasstätte, uneingeschränkt bereitstand.
Schon bald wurden mit wachsender Zahl der Musiker aber auch diese Räumlichkeiten zu klein und man suchte etwas Neues. Fündig wurde man bei der Volksbank an der Bahnhofstraße. Hier konnten wir die über der Bank liegenden Räume so ausbauen, wie sie den modernen Anforderungen einer großen Blaskapelle entsprechen. Nach einjähriger Bauzeit fand die erste Probe dort am 16. März 2006 und die feierliche Einweihung am 29. April 2006 statt.
Die musikalischen Leiter
Um allzeit den richtigen Ton zu treffen und zu jedem Anlass geeignete Musikstücke zu finden ist die Erfahrung und das Einfühlungsvermögen erfahrener Dirigenten unerlässlich. Die musikalischen Leiter waren seit der Vereinsgründung:
1920 – 1923 |
Heinrich Eikel (Küns), Scharmede |
1923 – 1928 |
Martin Alpmann, Scharmede |
1928 – 1939 |
Paul Lisau, Rietberg |
1948 – 1953 |
Josef Krooß, Salzkotten |
1953 – 1954 |
Karl Oerleke, Paderborn |
1954 – 1956 |
Oskar Bielke, Lippstadt |
1956 – 1961 |
Hans Reinl, Paderborn |
1961 – 1971 |
Anton Holtgrewe, Paderborn |
1971 – 1977 |
Albert Schneitler, Paderborn |
1977 – 1986 |
Toni Koch, Scharmede |
1986 – 2002 |
Wolfgang Langner, Scharmede |
2003 – 2012 |
Bernd Rößler, Paderborn |
2013 – 2016 |
Ferdi Grawe, Paderborn |
2017 – a.w. |
Pascal Neumann, Borchen |
Wachstum von 12 auf mehr als 200 Mitglieder
Dass sich der Musikverein kontinuierlich weiter entwickelte ist sicherlich ein Verdienst der vorgenannten Dirigenten. Aber auch der allzeit tatkräftige Einsatz der ehrenamtlich tätigen Vorstände und deren Helfer trug dazu bei.
So wurde aus den anfänglich zwölf Musikern ein Verein mit heute 218 Mitgliedern, die sich wie folgt aufteilen: 66 aktive Musiker, davon sind noch 18 Jugendliche in Ausbildung. Zu den 51 ehemaligen Aktiven kommen noch 98 fördernde Mitglieder. Diese, für einen Musikverein stattliche Zahl, gilt es zu erhalten oder weiter auszubauen. Dazu sind seitens der ehrenamtlich Tätigen große Anstrengungen erforderlich. Viele gut ausgebildete junge Musikerinnen und Musiker verlassen ihren Wohnort, weil die Perspektiven für Studium, Berufsausbildung und späterer Jobsuche andernorts stattfinden. Solange jedoch immer noch junge Familien sich mit ihrem Nachwuchs in Scharmede niederlassen, hat auch der Musikverein eine Chance, sich weiter zu entwickeln.